Migration ist facettenreich und vielfältig – Studium, Flucht oder ein langfristiger
Aufenthalt sind nur einige der vielen Gründe, die nach Würzburg führen. Dabei hat
jeder einzelne Mensch andere Ziele und Bedürfnisse, weshalb es niemals einheitliche
Lösungen für alle, sondern nur vielfältige individuelle Lösungen für Einzelne geben
kann. Das Integrationskonzept z.B der Stadt Würzburg enthält bereits viele gute
Punkte, ist jedoch an einigen Stellen nicht umfassend genug. Die FDP Unterfranken
fordert daher ein liberales Integrationsangebot in ganz Unterfranken nach dem
Baukastenprinzip, welches bestmöglich den Bedürfnissen jedes Einzelnen gerecht wird
und den Menschen in den Mittelpunkt des Handelns stellt. Integration ist zum einen
eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, zum anderen sind wir davon überzeugt,
dass Vielfalt stets Chancen für alle ermöglicht. Diese Chancen werden uns durch einen
offenen, interkulturellen, religiösen und weltanschaulichen Dialog gelingen. Wir als
Bezirk müssen uns offen und tolerant gegenüber Neuem zeigen. Engstirnigkeit schafft
Barrieren, Abneigung und führt letztlich zu Missgunst und Hass. Wir setzen uns
hingegen für die individuellen Freiheiten jedes Menschen ein. Dazu gehört es, jeden
so zu achten und respektieren, wie man es selbst für sich in Anspruch nimmt. Klar ist
aber auch: Wer unsere freiheitlichen Grundwerte nicht respektiert, kann in unserer
Gesellschaft keinen festen Platz haben. Damit uns dieses respektvolle Miteinander
gelingen kann, bedarf es vielfältiger Akteure, die bestmöglich zusammenarbeiten.
Neben den übergeordneten Ebenen nehmen die Stadt, unsere Vereine und unsere
Unternehmen bedeutsame und wichtige Aufgaben ein. Aufgabe der Stadt muss es sein,
beste Rahmenbedingungen für ein gutes, gemeinsames und weltoffenes Zusammenleben zu
schaffen. Nur wenn alle örtlichen Akteure klug und fortschrittlich zusammenarbeiten
kann Integration erfolgreich sein.
Sprach- und Integrationskurse als Grundvoraussetzung
Für das gegenseitige Verstehen ist eine gemeinsame Sprache unabdingbar und
Grundvoraussetzung für jede gelungene Integration. Daher sind Integrations- und
Deutschsprachkurse unersetzlich. Wir setzen auf ein vielfältiges und flexibles
Kursangebot, dass zielgruppengerecht einen praxisrelevanten Spracherwerb ermöglicht.
Daher fordern wir:
- Abend- und Wochenendkurse für berufstätige Migranten.
- Kursformate die sowohl mit als auch ohne gemeinsame Kommunikationssprache
stattfinden. - Zusätzliche Kurse für Flüchtlinge ohne oder mit schlechter Bleibeperspektive
nach Vorbild des BAMF-lntegrationskurses. - Ein Seminar für Toleranz und Umgangsformen, damit der Einstieg in das
gesellschaftliche Leben erleichtert wird. - Weitere niederschwellige Angebote, wie Sprachcafes und andere lockere
Dialogangebote.
Für Personen, deren Aufenthalt nur temporär ist {zum Beispiel Austauschforscher und
sog. Delegates), ist ein Spracherwerb nicht immer sinnvoll. Daher sollten alle
relevanten städtischen Informationen und Formulare zumindest auch auf Englisch
verfügbar sein.
Für ein soziales Miteinander
Zur Integration gehören stets auch private Kontakte, Zusammenkünfte und ein
integratives soziales Umfeld. Dabei nehmen die vielfältigen Vereine in Unterfranken
eine herausragende Stellung in der integrativen Arbeit ein. Dieser Leistung gebührt
unser Dank.
Damit ein soziales Miteinander gesamtgesellschaftlich weiterhin möglich ist, muss
Unterfranken folgendes beachten:
- Vereinen der migrantischen Selbstorganisation ist gezielt bei der
Vereinsgründung, der Raumsuche und anderen organisatorischen Fragen zu helfen,
damit diese die besonderen integrativen Herausforderungen meistern können. - Auch in Zukunft muss gewährleistet sein, dass Vereine bei ihrer Tätigkeit
ausreichend Freiräume haben und die Stadt vorwiegend beratend tätig wird. - Pflege- und Gastfamilien, welche zur Aufnahme unbegleiteter minderjähriger
Flüchtlinge bereit sind, sind bei ihrer Aufgabe zu unterstützen und zu fördern.
Dies stellt die beste Möglichkeit dar, um jungen Flüchtlingen unsere Werte- und
Freiheitsordnung nahezubringen. - Bei der Stadtplanung muss Integration berücksichtigt werden. Wir wollen
niemanden ausgrenzen, sondern Menschen zusammenführen. Offene Planung schafft
Akzeptanz und ein Gemeinschaftsgefühl, womit einer räumlichen Abgrenzung,
Abschottung und der Bildung von Parallelgesellschaften vorgebeugt werden kann.
Aufklärung über Rechte und Pflichten
Auch wenn Sprache und soziales Miteinander die größten gesellschaftlichen
Herausforderungen sind, muss sich jedermann auch in einem neuen und komplizierten
Rechtssystem zurechtfinden. Das gilt weit über das Aufenthaltsrecht hinaus. Wir
halten es für unabdingbar, jeden Einzelnen auch über ihre neuen Rechte und Pflichten
aufzuklären.
Wir fordern daher die Erweiterung der bereits bestehenden Angebote in Unterfranken
um:
- Ein rechtliches „Onboarding" für ausländische Arbeitskräfte, bei welchen Themen
wie Arbeitsrecht, Sozialversicherungssystem, Versicherungen und Mietrecht
behandelt werden. - Beratungs- und Informationsmöglichkeiten zum Aufenthaltsrecht, das über die
Bleibemöglichkeiten und die Möglichkeiten des Familiennachzugs informiert.
Darüber hinaus gilt für die FDP Unterfranken aber auch: Geltendes Recht muss
angewandt werden. Personen ohne Bleiberecht müssen konsequent und zeitnah abgeschoben
werden.
Chancen durch Bildung schaffen
Das Bildungskonzept der Stadt Würzburg weist einige sehr gute Ansätze auf, wie zum
Beispiel die Unterstützung von Kindern ohne ausreichende Deutschkenntnisse.
Darüber hinaus fordern wir:
- Die Bereitstellung von Informationsmaterial und die Organisation von
Vorträgen/Seminaren zur Vorstellung des deutschen Bildungssystems, inklusive der
Möglichkeiten zum Erwerb von Abschlüssen über den zweiten und dritten
Bildungsweg. - Den Ausbau des Angebots von englischsprachiger Kleinkindbetreuung für temporäre
ausländische Arbeitskräfte. - Dezidierte Angebote zur Bildung von Frauen, insb. aus stark patriarchalen
Gesellschaften. - Die Schaffung von branchenorientierten Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen
zum besseren Berufseinstieg.
Darüber hinaus würde die FDP Unterfranken eine Initiative zur Einrichtung einer internationalen Schule für die Region Mainfranken mit Sitz in Würzburg begrüßen.
Arbeit als Integrationsmotor
Arbeit ist zugleich Integrationsmotor und -treiber. Würzburg ist durch starke
Unternehmen attraktiv für ausländische Fachkräfte. Die Stadt muss hierbei auf alle
Herausforderungen der Zukunft vorbereitet sein und ein noch besserer Partner der
Unternehmen werden.
Deshalb fordern wir:
- Lokale Unternehmen bei der internationalen Fachkräftegewinnung zu unterstützen.
- Die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen stärker in den Mittelpunkt zu
rücken. - Nachgezogene Partner bei der Jobsuche besser zu unterstützen.
- Einen Start in die Selbstständigkeit keine Steine in den Weg zu legen.
- Die Zusammenarbeit mit Unternehmen, Vereinen und sonstigen Organisationen in
Unterfranken zu intensivieren. Arbeitsangebote, Praktika und soziale Tätigkeiten
sind das beste Integrationsmittel.
Städtische Betriebe müssen in allen Integrationsfragen eine Vorreiterrolle einnehmen
und ihrer Vorbildfunktion gerecht werden.
Gesundheit gewährleisten
Körperliche und geistige Gesundheit sind Grundvoraussetzung für ein selbstbestimmtes
Leben für jeden, der sich in Deutschland aufhält. Zu einer gesundheitlichen
Grundversorgung als wichtige städtische und staatliche Aufgabe ist stets für jeden
Zugang zu gewähren.
Bei der Erfüllung dieser Aufgabe soll Unterfranken wie folgt mitwirken:
- Es bedarf einer frühzeitigen Aufklärung über unser Gesundheitssystem. So können
zum Beispiel eventuell fehlende Untersuchungen oder mögliche Impfungen zeitnah
nachgeholt werden. - Die Arbeit des Psychosozialen Arbeitskreises Trauma (PAKT) zur Behandlung
traumatisierter Flüchtlinge soll unbedingt fortgeführt werden. Flüchtlinge
dürfen mit den Ereignissen, die sie auf ihrem Weg nach Deutschland erlebt haben,
nicht allein gelassen werden.